Lehre: Lehrveranstaltung "Stressbewältigung bei Einsatzkräften" an der Universität Wien beginnt.
Bereits zum siebten Mal findet heuer meine Lehrveranstaltung "Anwendungsseminar Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie: Stressbewältigung bei Einsatzkräften" für Psychologiestudierende der Universität Wien statt. 22 Studierende erhalten dabei einen wissenschaftlich fundierten, praxisorientierten Einblick in die psychosoziale Versorgung von Einsatzkräften.
Wissenschaftliche Einführung in Psychotraumatologie und Notfallpsychologie
Auf dem Programm steht zunächst die Auseinandersetzung mit grundlegenden Konzepten der Psychotraumatologie und Notfallpsychologie. Neben einem kurzen geschichtlichen Abriss der psychotraumatologischen Forschung werden dabei charakteristische Merkmale potentiell traumatischer Situationen, mögliche Traumafolgereaktionen sowie deren Prävalenz, Verlaufsformen und aktuelle Erklärungsmodelle erläutert. Ziel dieses ersten Themenblocks ist es vor allem, die wissenschaftlichen Grundlagen notfallpsychologischer Interventionen zu vermitteln.
Kritische Auseinandersetzung mit dem "Critical Incident Stress Management (CISM)"
Den zweiten Schwerpunkt der Lehrveranstaltung bildet die kritische Würdigung des sog. "Critical Incident Stress Managements (CISM)-Konzepts" nach Mitchell und Everly. Dieses Betreuungskonzept wurde speziell für Einsatzkräfte entwickelt und zielt darauf ab, die Einsatzfähigkeit nach belastenden Einsatzerlebnissen durch Anwendung spezieller psychologischer Interventionen möglichst rasch wiederherzustellen. Im Rahmen der Lehrveranstaltung erarbeiten die Studierenden in Arbeitsgruppen Vorgehensweisen und Zielsetzungen verschiedenster CISM-Interventionen aus den Bereichen Einsatzvorbereitung, -begleitung und -nachbetreuung. Besonderer Wert wird dabei auch auf eine kritische Auseinandersetzung mit Grundlagen und Interventionen des CISM-Konzepts gelegt, um der sog. "Debriefingdebatte" Rechnung zu tragen. Nicht zuletzt aus diesem Grund befasst sich eine Arbeitsgruppe auch mit alternativen Ansätzen in der psychosozialen Versorgung von Einsatzkräften.
Didaktisches Konzept
Die Studierenden erarbeiten nach Bereitstellung entsprechender Grundlagenliteratur weitgehend selbständig die Lehrveranstaltungsinhalte und präsentieren diese im Plenum. Ergänzt werden die Präsentation wo immer möglich durch Fallbeispiele und praxisorientierte Übungen, wie zum Beispiel Rollenspiele. Die Lehrveranstaltung wird durch eine schriftliche Prüfung abgeschlossen, im Rahmen derer es gilt, die erarbeiteten theoretischen Inhalte zu replizieren und auf ein komplexes Fallbeispiel anzuwenden. Auf Exkursionen und Gastvorträge, die im Zuge früherer Lehrveranstaltungen einen wesentlichen Bestandteil des Anwendungsseminar bildeten, müssen wir heuer pandemiebedingt leider (noch) verzichten.
Grundlagenliteratur zur Lehrveranstaltung
Everly, G.S. & Mittchell, J.T. (2005). Handbuch Einsatznachsorge. Psychosoziale Unterstützung nach der Mitchell-Methode. Edewecht: Stumpf und Kossendey.
Hausmann, C. (2010). Notfallpsychologie und Traumabewältigung. Ein Handbuch. Wien: Facultas.
Hausmann, C. (2016). Interventionen der Notfallpsychologie. Ein Handbuch. Wien: Facultas.
Kreim, G., Bruns, S. & Völker, B. (2014). Psychologie für Einsatz und Notfall. Ansätze und Perspektiven der Militärpsychologie. Bonn: Bernard & Graefe.
Lasogga, F. & Gasch, B. (2008). Notfallpsychologie. Heidelberg: Springer.